BEEINDRUCKENDE THEATERVORFÜHRUNG FÜR DIE 10. KLASSEN: „EMPFÄNGER UNBEKANNT“

Die Zehntklässler des RDG bekamen am 20. Juli 2022 eine besondere Theateraufführung zu sehen, die das Zerbrechen einer Freundschaft kammerspielartig aufzeigte: „Empfänger unbekannt“ – eine szenische Adaption des Briefromans aus dem Jahr 1938.

Die Theaterwerkstatt Augsburg mit ihrem Leiter Matthias Klösel erkannte, wie andere Theater-macher auch, das szenische Potential dieses Briefromans und so wurde daraus das Zwei-Mann-Kammerspiel mit den Schauspielern Mattias Klösel selbst und Olaf Ude. Es wurde in Koproduktion mit dem Neuen Theater Burgau umgesetzt und wird u.a. vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Kulturamt der Stadt Augsburg gefördert.

Die Vorführung vor den 10. Klassen am RDG war bis dato die einzige Schulaufführung im Augs-burger Raum, worüber wir, die Fachschaft Geschichte, uns sehr freuen, vor allem, weil die Auf-führung von den Schülerinnen und Schülern interessiert angenommen wurde. Sie erlebten das Zerbrechen einer Freundschaft aufgrund der ideologischen Verführung des einen und durch die schonungslose Vergeltung des anderen.

Die Freundschaft der beiden Geschäftspartner eines Kunsthandels in Kalifornien, Max Eisenstein und Martin Schulze, beginnt zu bröckeln, nachdem einer der beiden nach Deutschland zurückehrt und parallel zur Machtergreifung der Nationalsozialisten selbst Karriere in der Partei macht. Dies führt zur zunehmenden Einschränkung des Briefkontaktes, bis zur Bitte Martins um Beenden jeg-licher privaten Adressierung. Martin ist zum begeisterten Anhänger der Nazis geworden,

der jüdischstämmige Max versteht seinen Freund nicht mehr. Die flehentlichen Bitten von Max, Martin möge sich um dessen Schwester Gisela kümmern und sie vor möglicher Verhaftung schützen, bleiben ungehört. Martin zeigt weder Mitgefühl noch Mut und berichtet gefühlskalt von ihrem Tod durch NS-Schergen.

Max Eisenstein belässt es damit nicht auf sich, sondern schreibt nun weiterhin Briefe und adressiert sie wieder an Martin persönlich; zudem lässt er in den Briefen seine jüdische Herkunft erkennen und betont beider Freundschaft.

Martin ist entsetzt und kommt bei den Nazis in Verruf und Verdacht, mit einem Juden Kontakt  zu halten, was ihn zugrunde richtet und schließ-lich wohl das Leben kostet – Max erhält eines Tages seine Post zurück mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“.

Der Briefroman wurde 1938 von der us-amerikanischen Schriftstellerin Katherine Taylor, geborene Kressmann, geschrieben. Sie kombinierte ihre Nachnamen zu Kressmann Taylor, um durch den männlich klingenden Namen eine höhere Chance bei der Vermarktung zu haben. Das war gut, denn so fand dieser eindrückliche Text auch nach Deutschland und erreichte nicht nur die Aufmerksam-keit von Verlagen, sondern auch von Theatermachern – und konnte somit als Theaterstück zu uns ans RDG finden.

Nach der ca. 60-minütigen Vorführung hatten die Schülerinnen und Schüler noch Zeit und Gelegen-heit, mit den beiden Schauspielern Matthias Klösel und Olaf Ude ins Gespräch zu kommen, was rege genutzt wurde mit Fragen zur Spielkunst, insb. zur Umsetzung der Gefühle in dieser sehr subtil sich verändernden menschlichen Beziehung; des Weiteren kamen einige Schülerinnen und Schüler mit den Schauspielern in einen kurzen Austausch über die Handlungsalternativen der Protagonisten Martin und Max – zwischen Treue und Verrat, Mitgefühl und Eigennutz, Mut und Feigheit, Rache und Gerechtigkeit.

 

Cornelia Arend