Ägypten, Griechenland, Rom, Paris: der Geschichtsunterricht beschäftigt sich oft mit Orten, die nicht ohne Weiteres zu erreichen sind. Anders verhält es sich in der 11. Jahrgangsstufe, in der der Themenbereich der Frühen Neuzeit (16 – 18. Jahrhundert) in unserem Schulbuch immer wieder konkret Bezug auf Augsburg nimmt.

(siehe Titelbild)

Deshalb begab sich der Geschichtskurs 1g3 am Martinstag schon zu früher Morgenstunde in die Innenstadt, um das Privileg zu genießen, die St.-Anna-Kirche zu besichtigen, die normalerweise ihre Pforten für Besucher erst um 10 Uhr öffnet. Vielen Dank an dieser Stelle an die Verantwortlichen, die das möglich gemacht haben. In dieser zentralen Kirche der Augsburger Reformationsgeschichte interessierte uns vor allem das Verhältnis von Martin Luther und Jakob Fugger, die als konfessionelle Gegner gleichwohl mit diesem Ort verknüpft sind: Martin Luther wohnte im Oktober 1518 für einige Tage in den Nebenräumen der Kirche, um dann in den Palasträumen der Fugger vom päpstlichen Abgesandten, Kardinal Cajetan, verhört zu werden. Bekanntermaßen widerrief Luther nicht und St.-Anna wurde die erste protestantische Kirche Augsburgs. Jakob Fugger wiederum „kaufte“ in dieser Kirche den Westchor, um dort die imposante Familiengrablege von den besten Künstlern seiner Zeit errichten zu lassen. Hierdurch ergibt sich die außergewöhnliche Regelung, dass in einer protestantischen Kirche eine katholische Grablege existiert, in der einmal im Jahr eine katholische Messe gefeiert wird.

Über die Philippine-Welser-Straße, an der eine Gedenktafel noch sehr neutral über die Kolonialunternehmungen des Hauses Welser informiert, ging es dann mit einem kurzen Blick auf die Augsburger Prachtbrunnen hinter das Rathaus. Dort erinnert die Steintafel der „Wilden Männer“ noch heute an das alte gotische Rathaus, das abgerissen und in den 1620er Jahren durch das Renaissance-Meisterwerk Elias Holls ersetzt wurde.

Die letzte Station an diesem kalten Tag war die Fuggerei als besonderes Beispiel für soziale Fürsorge in der Frühen Neuzeit. Zwei informative Referate beleuchteten dort abschließend das Stiftungswerk der Fugger sowie die Kolonialgeschäfte dieses Augsburg Weltkonzerns.

Michael Adam