Studienexkursion der 10. Klassen nach Berlin

Berlin – kaum einer kann die Bedeutung dieser Großstadt in Frage stellen. Immerhin gehörte die Stadt jahrzehntelang zwei deutschen Staaten an. Der Verlauf beider Weltkriege wurde von hier aus maßgeblich beeinflusst. Aber auch ein systematischer Massenmord wurde von Berlin aus geplant. Heute ist die Millionenstadt unsere Hauptstadt und ein Symbol für den Erhalt der Demokratie in Deutschland und Europa. Hier befinden sich das Parlament und die Landesvertretungen, hier kommen der Bundestag und der Bundesrat zusammen. In der Woche vor den Osterferien fand wieder die jährliche Berlinfahrt der 10. Klassen statt. 74 Schülerinnen und Schüler, sechs Lehrkräfte, fünf Tage, eine Stadt.

In den frühen Morgenstunden des 18. März starteten wir unsere Reise von Augsburg nach Berlin. Ob wir fahren können, stand bei uns tatsächlich schon ein paar Tage früher als bei unseren Vorgänger-Jahrgangstufe fest, allerdings mussten auch wir auf der Hinfahrt einen kurzen Stopp in München machen und umsteigen. Da die Deutsche Bahn unsere Sitzplätze doppelt verbucht hatte, dauerte es einige Zeit und Nerven, bis alle ihren Platz im ICE gefunden hatten. Am Ende kamen wir alle heil und halbwegs munter in der Hauptstand an.

Nach dem Einchecken im Hotel und der großen Erleichterung, weil dieses doch ganz gut und gemütlich war, verließen wir es mittags wieder, um uns auf den Weg zu unserer Stadtführung zu machen, die knapp zwei Stunden dauerte. Sie führte uns durch ganz Berlin-Mitte: Wir spazierten zum Roten Rathaus, zum Alex, durch das Nikolaiviertel zum Pariser Platz mit dem Brandenburger Tor. Im Anschluss besuchten wir noch das Holocaust-Mahnmal, welches zwischen Bundestag und Bundesrat liegt und wohl die eindrucksvollste Sehenswürdigkeit Berlins ist. Zum Abendessen kehrten wir dann zum Hotel zurück. Unseren ersten Abend in Berlin ließen wir mit ein wenig Freizeit ausklingen.

Am nächsten Morgen starteten wir früh in den Tag und erkundeten die Gedenkstätte an der Bernauer Straße. Hier konnten wir gut erhaltene Grenzanlagen besichtigen und den Patrouillenweg ostdeutscher Grenzsoldaten entlanggehen. An verschiedenen Stellen sind außerdem Informationssäulen platziert, welche die Ereignisse von der Errichtung der Mauer bis zu ihrem Fall dokumentieren. Auf der anderen Seite der Straße bietet ein Dokumentationszentrum mit einer Aussichtsplattform einen Überblick über die verbliebenen Grenzanlagen.

Es gibt Orte, die Geschichten erzählen, und dann gibt es solche, die Geschichte geschrieben haben. Der Tränenpalast und die ehemalige Stasi-Zentrale gehören definitiv beide zur zweiten Kategorie. Dienstagnachmittags teilten wir uns in zwei Gruppen auf, um einen der beiden Orte zu besuchen: Tränenpalast – der Name dieses Ortes ist nicht rein zufällig gewählt. Er erinnert an die vielen Tränen, die hier vergossen wurden, wenn Menschen aus Ostdeutschland ihre Angehörigen im Westen besuchten und sich dann von ihnen verabschieden mussten. Die Ausstellung „Ort der deutschen Teilung“ ermöglichte uns einen Einblick in das Leben der Menschen während dieser Zeit. Zur selben Zeit bekam die andere Hälfte der Reisegruppe eine Führung durch das Stasimuseum: Gelegen im Haus 1 auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, entstand das Haus anfangs der 60er Jahre als Dienstsitz Erich Mielkes, der bis zum Ende der DDR Minister für Staatssicherheit war.

Im Anschluss daran genossen wir eine entspannende Spreefahrt, bei der wir die beeindruckende Skyline Berlins vom Wasser aus bewundern konnten. Der Abend brachte uns ins Theater, wo wir das Jugendmusical „Mein Herz, dein Bunker“ erlebten, das uns mit seiner lebendigen Darbietung die Atmosphäre des Berliner Nachtlebens der 90er Jahre näherbrachte.

Mittwochmorgen machten wir uns auf dem Weg ins Regierungsviertel zum Paul-Löbe-Haus, welches alle Büros der Bundestagsabgeordneten und deren Mitarbeiter beherbergt. Wir trafen uns dort mit Frau Ulrike Bahr. Die 60-Jährige, die in Nördlingen geboren wurde, ist seit 2013 Abgeordnete im Deutschen Bundestag und vertritt den Wahlkreis Augsburg-Stadt. In der aktuellen Legislaturperiode ist sie Vorsitzende des Familienausschusses. Nach dem interessanten Austausch begaben wir uns zum Bundestag und durften auf der Besuchertribüne des Plenarsaals Platz nehmen. Auch die Kuppel des Bundestages haben wir erkundet und die Panoramaaussicht über Berlin genossen. Den Rest des Tages durften wir frei gestalten. Für viele sollte dabei eine Sache oder eher ein kulinarisches Erlebnis nicht fehlen – ein Berliner Döner. Weil, seien wir mal ehrlich, in Berlin sein und keinen Döner essen? Amateurfehler.

Am Donnerstag widmeten wir uns den Berliner Museen. Wir konnten wählen, ob wir die Ausstellung über den Alltag in der DDR am Prenzlauer Berg, das Humboldt-Forum, das Jüdische Museum, das Naturkundemuseum oder das Deutsche Historische Museum besuchen wollten. Wir erlebten vieles und lernten auch einiges dabei. Der offizielle Teil endete mit einem Spaziergang entlang der East Side Gallery und einem Besuch im berühmt-berüchtigten Bezirk Kreuzberg. Und dann kam das Highlight des Tages: Wir verbrachten einen freien Nachmittag in Kreuzberg, was man wirklich eine Erfahrung für sich nennen kann. Von Secondhandläden über Vintage-Photobooths (In die man auch zu siebt reinpasst!) bis hin zu Lost-Places fanden wir in Kreuzberg wirklich alles. Während einige sich im prasselnden Regen durch ganz Kreuzberg auf die Suche nach Vintageläden begaben, bevorzugten andere den Nachmittag in einem gemütlichen Café zu verbringen. Dieser letzte Nachmittag war für alle ein Erlebnis.

Freitag 11:00 Uhr, Berlin Hauptbahnhof – es hieß Abschied nehmen. Nach einem letzten Frühstück verbrachten wir etwas Zeit am Hauptbahnhof, bevor wir unsere Heimreise nach Augsburg antraten. Mit vielen Erinnerungen und neuen Eindrücken im Gepäck verließen wir die Hauptstadt wieder und kehrten nach Hause zurück.

Patricia Schwartz (10b), Noah Greiner und Irem Sezer (10a)