„Lass uns einen Brunnen bauen!“

Ein zuverlässiger und dauerhafter Zugang zu sauberem Trinkwasser ist auch im 21. Jahrhundert noch immer ein Privileg, welches weltweit 2,1 Milliarden Menschen verwehrt ist. Besonders betroffen sind Bewohner der Länder südlich der Sahara in der sogenannten Sahelzone. In diesen trockenen Regionen ist die nächste Quelle mit lebensspendendem Wasser oft stundenlange Märsche entfernt. Die Aufgabe die Familie mit Wasser zu versorgen, fällt vor allem auf Frauen und Kinder, besonders Mädchen, zurück, welche sich dadurch vielen Gefahren aussetzen.

Während viele Menschen täglich um sauberes Wasser bangen, sitzen wir Schüler*innen, ob wir uns unserer Privilegien bewusst sind oder nicht, im Unterricht. Wir genießen den Luxus bis zu zwölf Jahre lang in die Schule zu gehen und uns weiterbilden zu dürfen. Aber grundsätzlich lernen wir, weit entfernt von der Not in anderen Ländern, in möglichst vielen unterschiedlichen Strukturen zu denken. Mathematische Probleme lösen, Literarische Analysen und vieles mehr. Allerdings versucht die Schule auch die wichtigsten gesellschaftlichen Werte zu vermitteln, wie zum Beispiel das Bewusstsein für Gemeinschaft und den sozialen Umgang miteinander zu fördern.Nichtsdestotrotz, Fakt ist: im Vordergrund steht der Leistungsgedanke, denn am Ende der Schulzeit steht die Abiturnote.

Ein Ausweg aus dem stressigen Schulalltag, sind für uns die Stunden unseres P-Seminars „Wasser“ unter der Leitung von Fr. Sussan Al-Khatib, mit dem Ziel den Bau eines Brunnens im Land Benin (Westafrika) in Zusammenarbeit mit der Non-Profit-Organisation „Helden Gesucht“ durch Spenden zu finanzieren. Benin liegt im Bereich der Sahelzone und vor allem in ländlichen Regionen ist der nächste Zugang zu sauberem Trinkwasser für viele Menschen weit entfernt. Wobei durch einen gebauten Brunnen bis zu 100 Menschen mit Wasser versorgt werden können.

Im P-Seminar lernten wir uns selbst und die anderen Schüler*innen als Teil einer Gemeinschaft näher kennen. Ausgelöst dadurch, Raum zu haben sich persönliche Gedanken über zukünftige berufliche Ziele und Wünsche zu machen, welche man mit vertrauten Menschen im P-Seminar teilen kann und gemeinsam Klarheit in die eigenen individuellen Vorstellungen der Zukunft bringt.

Viel wichtiger: das P-Seminar bot für viele von uns einen ersten Berührungspunkt mit Entwicklungsarbeit. Der Kontakt zu Non-Profit-Arbeit in weit entfernten Ländern war eine erfrischende, neue Erfahrung, wodurch die Stunden, die wir ins Projekt steckten, wirklich Bedeutung erlangten.

Konkret informierten wir uns zu Beginn umfangreich über verschiedene Aspekte des großen Themenkomplexes „Wasser“, um durch sachliche Informationen ein besseres Verständnis und Grundwissen rund um die „Quelle allen Lebens“ zu gewinnen. Im Anschluss erstellten wir eine Webseite, um trotz der Pandemie über die Ressource „Wasser“, statt wie ursprünglich geplant in Vorträgen und analogen Ausstellungen, online aufklären zu können. Auf unserer in Teamarbeit entstandenen Internetseite, stellen wir das Land Benin und dessen stark ausgeprägten Mangel an Trinkwasser vor. Um vergleichend unsere privilegierte Situation deutlich zu machen, wird Augsburg als Wasserstadt charakterisierend dargestellt. Verstärkt thematisiert werden die weltweiten Disparitäten im Zugang zu Trinkwasser, durch die Themen Privatisierung von Wasser und dem Wasserverbrauch unserer Gesellschaft. Zusätzlich beleuchten wir die Rolle von Wasser in der Chemie und der Biologie.

Mit diesem Link: https://spark.adobe.com/page/3c1MW0wwVO66R/ gelangen Sie zur Webseite.

Um einen Brunnenbau finanzieren zu können, mussten wir gemeinsam 1150 € sammeln. Damit jeder Einzelne persönlich dabei helfen konnte, gab es die Möglichkeit für alle Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen die Spendenaktion über diverse Kanäle zu unterstützen.

Wir, die Schulfamilie, erzielten nicht nur die benötigten 1150€, sondern phänomenale 5571€ – vielen Dank hierfür!

Der zusätzliche Geldbetrag wurde für die Kosten des Schulbetriebes und der Ausrüstung einer neu gebauten Schule in Benin gespendet. Dadurch konnte nicht nur das Recht der Menschen auf Trinkwasser, sondern auch das auf Bildung erfüllt werden.

Das P-Seminar vermittelte uns Werte, die sonst im klassischen Schulunterricht nicht deutlich genug vermittelt werden. Wir lernten den Wert von Entwicklungsarbeit und Wasser zu schätzen. Und damit die Bedeutung von wahrer Menschlichkeit: den Menschen zu helfen, die weniger haben und stärker leiden.

Nach der Fertigstellung des Brunnens Anfang Februar stellen wir Ihnen Bild- und Videomaterial von der Brunneneinweihung und der Schule hier auf dieser Seite zur Verfügung. Schauen Sie auf jeden Fall nocheinmal vorbei!

Marc Quittkat im Namen des P-Seminars Chemie, Q12