Impressionen der Berlinfahrt der 10. Klassen im März

Berlin erst einmal erkunden

Deutsche Geschichte der jüngeren Vergangenheit – Gedenkstätte Bernauer Straße

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – in Berlin liegt alles nah beieinander

In Berlin hat auch ein ganzer Jahrgang Platz in einer Straßenbahn


Ende März fuhr die zehnte Jahrgangsstufe, 74 Schülerinnen und Schüler, mit sechs Lehrern, nämlich Frau Arend, Frau Bing, Frau Sauter, Herrn Adam, Herrn Brand und Herrn Poeppel, für vier Tage nach Berlin, um auf dieser Studienfahrt einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Facetten der Hauptstadt zu erhaschen. Wir konnten dem Programm entnehmen, dass wir wohl sehr viel anschauen würden und waren uns dabei anfangs etwas unsicher, ob genug freie Zeit für uns übrigbleiben würde. Nun, mal sehen, dachten wir uns.

Von der berühmten Glaskuppel des Reichstagsgebäudes, also des Deutschen Bundestags über die Geschichte der Teilung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR bis hin zu Museen, die die unterschiedlichsten Themen behandeln, haben wir in der Tat sehr viel gesehen und erlebt. Aber der Reihe nach:

Dienstag, 28. März. Die Reise startete erst einmal damit, dass wir uns um 4:30 Uhr in der Früh am Augsburger Hauptbahnhof trafen, was problemlos klappte. Der Start der Reise war etwas “spannend”, da wir noch nicht einhundertprozentig sicher wussten, ob wir überhaupt fahren konnten. Am Tag davor streikte nämlich das komplette Personal der Deutschen Bahn, aber es war ja angekündigt, dass der Streik um Mitternacht enden sollte. Nach etwas Zittern und Bangen saßen wir dann nach einem Umstieg in München im ICE nach Berlin. Unsere Restfahrt war, bis auf eine einstündige Wartezeit in Eisenach wegen der Reparatur einer heruntergekrachten Oberleitung recht entspannt. Immerhin sahen wir so von Weitem auch die Wartburg – die kennt man von Luther und seinen 95 Thesen.

Angekommen am Berliner Hauptbahnhof, machten wir uns mit der S-Bahn auf den Weg zu unserem Hostel Generator, wo wir eincheckten, unsere Koffer abstellten und dann wieder ins Zentrum der Stadt fuhren; praktischerweise hatten wir gleich ums Eck sowohl eine S-Bahn- wie U-Bahn-Haltestelle.

Pünktlich am Nachmittag starteten wir dann – aufgeteilt in drei Gruppen – mit einer Stadtführung. Wir sahen einige Sehenswürdigkeiten des historischen Zentrums der Stadt, beginnend im kaum mehr vorhandenen mittelalterlichen Kern über den Alexanderplatz, das Rote Rathaus und die Prachtmeile Unter den Linden. Den über Berlin thronenden Fernsehturm haben wir gesehen, die Spree, den Dom, das Museumsquartier, die Humboldtuniversität und den Bebelplatz mit dem Mahnmal in Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933. Ende und Highlight der Stadtführung durchs historische Zentrum war dann das berühmte Brandenburger Tor. Auf ganz andere Weise beeindruckte uns aber auch das bedrückende Holocaust Mahnmal, das mit seiner besonders auffallenden Gestaltung zum Innehalten und Nachdenken einlädt; es erinnert mitten in Berlin daran, dass die Ausgrenzung und Vernichtung jüdischer und anderer Mitbürger eben auch mitten im Alltag einer Gesellschaft begann und stattfand.

Anschließend an diese ersten Eindrücke aus Berlins Mitte kehrten wir zurück ins Hostel, wo wir realisierten, dass ein Hostel kein Hotel ist und dass die Mehrbettzimmer eher klein und mit Koffern recht eng waren. Das Hostel sah zwar ganz cool aus, welches man aber wohl – so aller Meinung – durchaus noch besser reinigen könnte und sollte. Aber wir haben uns damit arrangiert, schließlich hatten wir nicht in einem Sterne-Hotel gebucht. Doch davon ließen wir uns nicht beirren. Am Abend aß so mancher recht schnell und nur so viel wie nötig, um sich danach nochmal für ungefähr anderthalb Stunden in kleinen Gruppen ins Berliner Nachtleben zu stürzen und sich ggf. auch nochmals etwas zu essen zu kaufen, da auch das Abendessen – nun ja – überschaubar war. Wir spazierten abends also noch etwas herum und freuten uns, wenn wir z.B. einen kleinen asiatisch angehauchten Innenhof fanden. Außerdem genossen wir es, selbst ein paar ganz eigene Erfahrungen zu machen.

Am nächsten Tag, Mittwoch, besuchten wir vormittags den Bundestag, wo wir zunächst die berühmte Glaskuppel besichtigen konnten. Von dieser hatte man eine unfassbare Aussicht über die verschiedenen Stadteile Berlins, aber auch das innere der Glaskuppel war durch das echt coole Design sehr schön anzuschauen. Zudem ist ein kreisförmiger Zeitstrahl, der die riesige Spiegelspitze umrundet, ausgestellt, welcher über die Geschichte des Bundestages als Art Dauerausstellung informiert. Beim Hinausgehen konnte man gut einen – wenn auch kurzen – Blick in den Plenarsaal werfen und somit u.a. die Sitze der Abgeordneten und das Rednerpult unter dem großen, stilisierten Bundesadler sehen. Im Anschluss hatten wir im benachbarten Paul-Löbe-Haus ein Gespräch mit der Büroleiterin der SPD-Abgeordneten Frau Ulrike Bahr, Frau Dr. Vornefeld, bei dem sie uns über den Tagesablauf und die Tätigkeiten eines bzw. einer Abgeordneten informierte und unsere Fragen über das Leben eines Bundestagsabgeordneten und vieles mehr beantwortet hat. Ursprünglich war das Treffen mit Frau Ulrike Bahr selber geplant, doch sie hatte an jenem Tag spontan eine Ausschusssitzung, wo sie anwesend sein musste, da sie die Vorsitzende jenes Ausschusses für Familie, Frauen, Senioren und Jugend ist. Das Gespräch war trotzdem sehr informativ und aufschlussreich. Wir als Jahrgangsstufe haben sogar so aktiv mitgemacht, dass uns Frau Dr. Vornefeld im Nachhinein bei unseren Lehrern dafür lobte, worüber wir uns sehr freuten.

Nach dem Gespräch hatten wir eine erste lange Mittagspause, sodass wir alle unseren Hunger stillen konnten. Die Lehrer gaben uns für mehrere Stunden frei, sodass wir in kleinen Gruppen allein machen durften, was wir wollten. Die meiste Zeit waren wir damit beschäftigt, Essen zu einem bezahlbaren Preis zu finden, die Restzeit verbrachten wir in Einkaufszentren oder schauten uns andere außerplanmäßige Sehenswürdigkeiten an. Einige von uns schafften es sogar, einen Blick auf den riesigen schwarzen Bus der Begleitkolonne von King Charles III. zu erspähen, der diese Tage zum Staatsbesuch in Berlin war.

Am Nachmittag standen Besichtigungen zur DDR-Geschichte bzw. zur geteilten Stadt Berlin an. Vor der Fahrt durften wir uns entscheiden zwischen Stasi-Museum oder Tränenpalast.  Im Stasi-Museum konnte man mittels einer Führung die ehemalige Stasi-Zentrale besichtigen. Die Führung ermöglichte einen intensiven Einblick in das Überwachungssystem der Stasi und wie für die DDR-Führung unerwünschte Meinungen unterdrückt und die – nach Auffassung des DDR-Staates – verdächtigen Personen bewusst – in Stasi-Sprache – “zersetzt” wurden.  Der `Tränenpalast´ am Bahnhof Friedrichsstraße war einer der wenigen Orte, wo man in Berlin als BRD-Bürger aus der BRD in die DDR und andersherum gelangen konnte. Der Name kommt daher, da die Menschen sich vor dem Tränenpalast von Angehörigen oder Freunden verabschieden mussten und somit viele Tränen geflossen sind. Der Tränenpalast heute ist ein Museum, das verschiedene Stationen in der Geschichte der DDR und den langsamen Fortschritt der Proteste Ende der 1980er zeigt. Am interessantesten war aber eine alte Durchgangsschleuse, durch die in die Bundesrepublik Einreisende hindurchmussten. Diese Schleuse war sehr eng gebaut und in dieser wurde man ewig ausgefragt und gemustert, damit man verunsichert wird. Auch heute kann man diese sehr düstere Stimmung noch spüren.

Nachdem wir abends nochmals durch die Straßen Berlins stöberten, standen am nächsten Tag, Donnerstag, Museen auf dem Programm. Welches man besuchen wollte, das durften wir auch im Vorfeld selbst auswählen: Nach einer ersten umfassenden Auswahl blieben in einer zweiten Auswahlrunde fünf Museen zum Eintragen für den Besuch übrig: Pergamonmuseum, DDR-Alltagsmuseum, Naturkundemuseum, Futurium, Deutsches Historisches Museum mit einer Ausstellung “Roads not taken”; diese war eine hochinteressante Darbietung zu Momenten in der deutschen Geschichte, die evtl. auch anders hätten laufen können.

Im Naturkundemuseum, das sehr gut gemacht ist, hießen Dinosaurierskelette Mitschüler willkommen und sie fühlten sich ein bisschen wie in Jurassic Parc – nur ohne Gefressenwerden.

Eine weitere Wahlmöglichkeit war das Pergamonmuseum, welches hauptsächlich architektonische Baukunst der Frühen Hochkulturen des Vorderen Orients ausstellt. Weil das Museum im Herbst für mehrere Jahre wegen Sanierung komplett schließt, war es eine super Chance, unter anderem das beeindruckende Ischtar-Tor Baylons oder das antike Markttor von Milet in Orginalgröße zu bewundern. Leider war der Pergamonaltar aufgrund der bereits laufenden Renovierungsarbeiten für den Publikumsverkehr geschlossen.

Im DDR-Museum in der Kulturbrauerei gab es viele spannende Informationen zum Alltagsleben der DDR-Bürger: von Fußballklubs bis hin zu Automodellen war alles dabei. Die für viele Schüler spannendste Sache war jedoch eine echte Akte der Stasi über einen ihrer Gefangenen.

Ich selbst stattete dem Futurium einen Besuch ab. Das Museum beschäftigt sich mit den verschiedensten Zukunftsfragen und bietet in multipler kreativer Gestaltung Zukunftsvisionen. Mit einem Armband, welches man am Anfang bekommen hatte, konnte man in der Ausstellung sogar interaktiv an den verschiedenen Stationen interagieren. Oft wurde man gefragt, ob und wie man eine bestimmte Technik nutzen würde, wenn sie irgendwann der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Am Ende konnte man dann sein Armband einscannen lassen und auf der Webseite des Futuriums sein persönliches Profil einsehen.

An jenem Donnerstagnachmittag hatten wir nach einer erneut langen, freien Mittagspause eine weitere Stadtführung, diesmal durch den bunten Stadtteil Berlin Kreuzberg. Wir waren wieder in drei Gruppen aufgeteilt und haben insgesamt sehr viel Cooles von Kreuzberg gesehen. Witzig war die Geschichte von einem Farmer, der während der Teilung ein billiges Grundstück nahe der Mauer gekauft hatte, auf welchem er seine Schafe hielt, und ein Baumhaus baute. Die Familie besitzt das Grundstück bis heute, obwohl der Preis des Grundstücks massiv in die Höhe gestiegen ist. Auch interessant war der überdachte Markt, in den uns unser Guide führte, als es durch ein Gewitter zu regnen begann. Andere Guides führten ihre Gruppe spontan in andere Gebäude, die teils nicht besonders interessant waren, was aber leider dem heftigen Regenschauer geschuldet war. Auch war es etwas schade, dass diese Rundgänge aufgrund des Regens verkürzt werden mussten, sodass wir die bunte Vielfalt Kreuzbergs nicht ganz erleben konnten.

Am Donnerstagabend gingen wir ins Deutsche Theater Berlin und schauten eine Inszenierung des Jugendromas “Tschick” von Wolfgang Herrndorf an. Die Aufführung wurde von nur zwei Haupt- und zwei Nebendarstellern gespielt, obwohl der Roman viel mehr Personen beinhaltet. Die beiden Hauptdarsteller wechselten in dieser Inszenierung auch noch unangekündigt immer wieder mal die Rollen. Das war eine Herausforderung für die Zuschauer, vor allem für jene, die den Roman nicht kannten. Auf jeden Fall war diese Theateraufführung etwas, was ich zuvor noch nie gesehen hatte und mich überraschte.

Der letzte Tag, Freitag, stand zunächst nochmals im Zeichen der Teilung Berlins. Wir fuhren zur Gedenkstätte Bernauer Straße, eine Straße, an der früher die Mauer entlanglief. Diese wurde teilweise bis heute erhalten und ein Teil des Grenzstreifens wurde originalgetreu nachgebaut. In diesen konnte man von einem Aussichtsturm hineinschauen; man sah die Absperrungen und die Todeszone, was die tödliche Absurdität der Mauer sehr gut zur Schau stellte.

Danach fuhren wir mit der S-Bahn “in den Westen” zum Bahnhof Zoo. Es war möglich, z.B.  die Gedächtniskirche anzuschauen oder ins KadeWe zu gehen. Wir machten dort aber vor allem Station, weil es gute Möglichkeiten zum Mittagsessen gibt, z.B. im Bikini-Haus, und um uns mit Verpflegung für die lange Zugfahrt zu versorgen. Nachdem wir uns also noch ein letztes Mal allein umschauen durften, begannen wir unsere siebenstündige Heimreise. Die Zeit haben wir uns sehr gut mit diversen analogen und digitalen Spielen vertrieben. Nach einer reibungslosen Fahrt kamen wir dann gegen 23 Uhr erschöpft, aber sehr glücklich, in Augsburg an.

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir alle in Berlin eine wirklich gute Zeit hatten. Am meisten genossen haben wir aber die Zeit mit der Klasse, mit Mitschülerinnen und Mitschülern aus den anderen zehnten Klassen und mit unseren Freunden. Ein Viertagestrip wurde so von „Joa, wird vielleicht ganz nice“ zu „Boa, das war eine echt bombige Woche“.

Florian Zutt, 10c

Interviews zur Berlinfahrt

 

Wir, (Elisa Nebgen und Elena Holler) haben ein paar Mitschülerinnen und Mitschüler gefragt, welche Eindrücke sie von Berlin hatten:

Carina Rühl, 10a: Mein Eindruck von Berlin ist sehr positiv. Ich finde, dass Berlin eine sehr vielfältige Stadt ist, nicht nur von den Sprachen und den Kulturen her, sondern auch durch die ganz verschiedenen Orte, an denen man viel entdecken kann.

David Kordsmeyer, 10c: Berlin war ganz interessant. Wir konnten alles Wichtige sehen und besichtigen, jedoch hätte ich mir ein bisschen mehr Zeit zur freien Verfügung gewünscht, aber das wäre organisatorisch schwierig geworden. Aber mir hat es gut gefallen, vor allem der Besuch im Bundestag.

Super, das klingt toll! Jolanda, Hind, was waren eure Highlights auf dieser Fahrt?

Jolanda Meschede, 10a: Die Museen haben mir gefallen, besonders das Futurium fand ich großartig, da man dort eine Stadt designen und mit einem Roboter sprechen konnte.

Hind Altahle, 10a: Mein Highlight in Berlin war der Tränenpalast. Ich fand es interessant, an einem Ort zu sein, der zur Zeit der deutschen Teilung so vielen Menschen zum Schicksal wurde. Außerdem war die Führung sehr informativ und abwechslungsreich.

Ja, die Museen haben uns wirklich viel gelehrt und gezeigt. Was habt ihr in Berlin gelernt, Karin und Anna?

Karin Chao, 10a: Ich habe gelernt, dass die Zeit der DDR nicht leicht war, da den Menschen alle Freiheiten genommen wurden.

Anna Quittkat, 10b: Auf alle Fälle bleibt einem immer die deutsche Vergangenheit im Gedächtnis. Man hat darüber viel gelernt und erfahren.

Willst du noch etwas zu unserer Unterkunft erzählen, Karin?

Karin: Nun ja, ich kann nun sagen, dass das Essen sehr gewöhnungsbedürftig geschmeckt hat und wir alle nicht so angetan davon waren.

Oh, ja, da hast du Recht. Die nächsten Jahrgänge bekommen hoffentlich schmackhaftere Verpflegung. Wenigstens hatte jeder ein eigenes Bett zum Schlafen und musste es nicht teilen😉. Jetzt haben wir aber noch nichts über die Stadtführungen gehört. Koray, was ist deine Meinung zu den Rundgängen?

Koray Kuyluk, 10c: Ich fand die erste Führung durch die Stadtmitte sehr interessant. Besonders das Berliner Stadtschloss war sehr schön. Die Kreuzberg-Führung hat es mir persönlich nicht so angetan, da zum einen das Wetter schlecht war und man zum anderen sehr lange herumstehen musste.

Wie man sieht, ist die Fahrt im Grunde sehr positiv angekommen und war lehrreich sowie spannend. Das können wir, Elena und Elisa, auch sagen und bedanken uns für dieses tolle Erlebnis.

Elena Holler, Elisa Nebgen, 10a